Hey, das geht ab... - Die Unwrter der Saison 11FREUNDE

Publish date: 2024-11-18

Tech­ni­sche Hilfs­mittel

Ralf Rang­nick betonte im Wochen­rhythmus, dass tech­ni­sche Hilfs­mittel »end­lich ins Tages­ge­schäft des Fuß­balls« gehören. Eine Tor­ka­mera oder ein Chip im Ball sollten Aus­kunft dar­über geben, ob nun der Ball hinter der weißen Krei­de­linie war oder eben nicht. Blicke wir doch auf die Film­ge­schichte: In Mino­rity Report wird ein Leben unter täg­li­cher Kon­trolle vor­ge­lebt: Augen­scanner, Pre­cogs und die Aus­mer­zung jeg­li­cher mensch­li­chen Schwäche.

Dass genau diese humane Schwäche, der Zufall und die Dynamik die bezeich­nenden Attri­bute sind, die den Fuß­ball und das Fan­sein aus­ma­chen, sollte mal einer Rang­nick und Kon­sorten erklären. Die FIFA stieß Anfang des Jahres ins selbe Horn und ent­schied sich gegen Technik im Fuß­ball. In Zeiten von unmensch­li­chem Druck auf Schieds­richter, end­loser Kom­mer­zia­li­sie­rung und ver­lo­renen Wur­zeln, war das ein feiner Fin­ger­zeig. Dass dafür aller­dings die ebenso unnützen zusätz­li­chen Schieds­richter hinter die Tore plat­ziert wurden, ist wieder eine andere Geschichte.

Fuß­ball-Illu­sion

Die abge­lau­fene Bun­des­li­ga­saison war sicher­lich auch eine der Des­il­lu­sio­nie­rung – Depres­sion, Homo­phobie und Wett­skandal offen­barten die häss­liche Seite des Spiels. Der zweite Wett­skandal in diesem Jahr­tau­send war kaum ver­daut, da nahm sich Robert Enke das Leben. Depres­sionen im Fuß­ball wurden bis dahin jung­fräu­lich behan­delt, das Pro­blem unter den Tep­pich gekehrt. Prä­ven­tion war ein Fremd­wort, und den­noch – oder eben des­halb – war Fuß­ball­deutsch­land scho­ckiert als Enke Suizid beging. In der Homo­phobie war man bei DFB und Ver­einen weiter – Auf­klä­rungs­ar­beit wurde geleistet, die Basis für Tole­ranz wurde suk­zes­sive auf­ge­baut. Aber diese Basis ent­puppte sich als Farce. Der DFB sägte sich alle vier Stuhl­beine selber ab, indem man in der Schieds­richter-Affäre um Michael Kempter und Man­fred Ame­rell eine unglaub­lich schlechte Figur machte. Es wurde rum­geiert, gestot­tert und Ame­rells Person von Beginn an in Unglaub­wür­dig­keit gezogen. Es bleibt viel Arbeit in der neuen Saison, diese 34 Spiel­tage haben es bewiesen. Die Illu­sion des sau­beren und heilen Fuß­balls ist längst obsolet.

»Hey, das geht ab…«

Es ist das Syn­onym für den Ber­liner Absturz. Der The­ken­schlager »Hey, das geht ab« wurde von Hertha-Fans im Jahr 2009 noch zum Meis­ter­schafts­lied umfunk­tio­niert. Doch in diesem Jahr blieb der letzt­jäh­rige Hit den Haupt­städ­tern end­gültig im Mund ste­cken. »Hey, das geht ab, die Hertha steigt end­lich ab« knallte es den Ber­liner aus geg­ne­ri­schen Kurven ent­gegen. Dem Höhen­flug von 2009 folgte der kra­chende Absturz, aus dem fol­ge­richtig der Abstieg der Hertha resul­tierte. Immerhin kann der Klub auf euro­päi­scher Bühne so schnell keine Ein­schlaf­spiele mehr bieten, denn ins­be­son­dere in der Europa League machte man jeder Vali­um­pille Kon­kur­renz. Ober­hausen, Aachen, Fürth – so lautet die bit­tere Rea­lität für die neue Spiel­zeit. Hey, das geht ab…

Fuß­ball­lehrer-Lehr­gang

Er war es, dem Markus Babbel zum Opfer fiel: Der Fuß­ball­lehrer-Lehr­gang. Weil der Ex-Coach der Stutt­garter die Schul­bank drü­cken musste, ging es rapide abwärts mit dem VfB. So lau­tete jeden­falls dien ein­hel­lige Mei­nung. Fakt ist, dass Babbel die end­gül­tige Lizenz fehlte und deut­sche Büro­kratie nichts weniger hasst, als eben feh­lende Papiere. Und so paukte Babbel und fehlte oft­mals im Trai­nings­be­trieb der Stutt­garter. Daran den Absturz fest­zu­ma­chen, wäre dann aller­dings doch über­trieben. Zumal bei­spiels­weise Holger Sta­nis­lawski 2009 mit dem FC St. Pauli diesen Lehr­gang gut über­stand. Babbel hat das auch nicht geholfen. Am Ende siegte die ger­ma­ni­sche Gründ­lich­keit über Sinn und Unsinn.

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