Hey, das geht ab... - Die Unwrter der Saison 11FREUNDE

Technische Hilfsmittel
Ralf Rangnick betonte im Wochenrhythmus, dass technische Hilfsmittel »endlich ins Tagesgeschäft des Fußballs« gehören. Eine Torkamera oder ein Chip im Ball sollten Auskunft darüber geben, ob nun der Ball hinter der weißen Kreidelinie war oder eben nicht. Blicke wir doch auf die Filmgeschichte: In Minority Report wird ein Leben unter täglicher Kontrolle vorgelebt: Augenscanner, Precogs und die Ausmerzung jeglicher menschlichen Schwäche.
Dass genau diese humane Schwäche, der Zufall und die Dynamik die bezeichnenden Attribute sind, die den Fußball und das Fansein ausmachen, sollte mal einer Rangnick und Konsorten erklären. Die FIFA stieß Anfang des Jahres ins selbe Horn und entschied sich gegen Technik im Fußball. In Zeiten von unmenschlichem Druck auf Schiedsrichter, endloser Kommerzialisierung und verlorenen Wurzeln, war das ein feiner Fingerzeig. Dass dafür allerdings die ebenso unnützen zusätzlichen Schiedsrichter hinter die Tore platziert wurden, ist wieder eine andere Geschichte.
Fußball-Illusion
Die abgelaufene Bundesligasaison war sicherlich auch eine der Desillusionierung – Depression, Homophobie und Wettskandal offenbarten die hässliche Seite des Spiels. Der zweite Wettskandal in diesem Jahrtausend war kaum verdaut, da nahm sich Robert Enke das Leben. Depressionen im Fußball wurden bis dahin jungfräulich behandelt, das Problem unter den Teppich gekehrt. Prävention war ein Fremdwort, und dennoch – oder eben deshalb – war Fußballdeutschland schockiert als Enke Suizid beging. In der Homophobie war man bei DFB und Vereinen weiter – Aufklärungsarbeit wurde geleistet, die Basis für Toleranz wurde sukzessive aufgebaut. Aber diese Basis entpuppte sich als Farce. Der DFB sägte sich alle vier Stuhlbeine selber ab, indem man in der Schiedsrichter-Affäre um Michael Kempter und Manfred Amerell eine unglaublich schlechte Figur machte. Es wurde rumgeiert, gestottert und Amerells Person von Beginn an in Unglaubwürdigkeit gezogen. Es bleibt viel Arbeit in der neuen Saison, diese 34 Spieltage haben es bewiesen. Die Illusion des sauberen und heilen Fußballs ist längst obsolet.
»Hey, das geht ab…«
Es ist das Synonym für den Berliner Absturz. Der Thekenschlager »Hey, das geht ab« wurde von Hertha-Fans im Jahr 2009 noch zum Meisterschaftslied umfunktioniert. Doch in diesem Jahr blieb der letztjährige Hit den Hauptstädtern endgültig im Mund stecken. »Hey, das geht ab, die Hertha steigt endlich ab« knallte es den Berliner aus gegnerischen Kurven entgegen. Dem Höhenflug von 2009 folgte der krachende Absturz, aus dem folgerichtig der Abstieg der Hertha resultierte. Immerhin kann der Klub auf europäischer Bühne so schnell keine Einschlafspiele mehr bieten, denn insbesondere in der Europa League machte man jeder Valiumpille Konkurrenz. Oberhausen, Aachen, Fürth – so lautet die bittere Realität für die neue Spielzeit. Hey, das geht ab…
Fußballlehrer-Lehrgang
Er war es, dem Markus Babbel zum Opfer fiel: Der Fußballlehrer-Lehrgang. Weil der Ex-Coach der Stuttgarter die Schulbank drücken musste, ging es rapide abwärts mit dem VfB. So lautete jedenfalls dien einhellige Meinung. Fakt ist, dass Babbel die endgültige Lizenz fehlte und deutsche Bürokratie nichts weniger hasst, als eben fehlende Papiere. Und so paukte Babbel und fehlte oftmals im Trainingsbetrieb der Stuttgarter. Daran den Absturz festzumachen, wäre dann allerdings doch übertrieben. Zumal beispielsweise Holger Stanislawski 2009 mit dem FC St. Pauli diesen Lehrgang gut überstand. Babbel hat das auch nicht geholfen. Am Ende siegte die germanische Gründlichkeit über Sinn und Unsinn.
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